Tourniert: Hongkong, Cannes, New York City …

Im neuen Artikelformat „Tourniert“ fasse ich künftig einige derjenigen Restaurantbesuche in Kurzberichten zusammen, die es – überwiegend aus zeitlichen Gründen – bisher nicht in meinen Blog geschafft haben.

In dieser ersten Ausgabe folgen Berichte von teilweise bereits auf meiner Facebook-Seite angerissenen Restaurantbesuchen der letzten zwölf Monate aus den USA, Frankreich, Deutschland, Hongkong und weiteren Orten – in chronologischer Reihenfolge.

Direkt zu einem Bericht springen:
→ Amber, Hongkong
→ Duddell’s, Hongkong
→ Les Bacchanales, Vence
→ La Palme d’Or, Cannes
→ Hexagone, Paris
→ Neige d’Été, Paris
→ ABC Cocina, New York City
→ Cosme, New York City
→ NoMad, New York City
→ The Modern, New York City
→ Nobelhart & Schmutzig, Berlin


Amber, Hongkong

Im siebten Stock des The Landmark Mandarin Oriental befindet sich das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Restaurant Amber. Der Niederländer Richard Ekkebus realisiert hier eine asiatisch inspirierte, moderne französische Küche, die in der internationalen Gourmetszene regelmäßig viel Aufmerksamkeit erfährt.

In dem in Bernsteinfarben gestalteten Interieur mit aufwändigem Dekor bestelle ich an diesem Abend einige Gerichte à la carte. Zuerst gibt es ein paar wenig befriedigende Amuse-Bouches (alle 6/10), z. B. ein gähnend langweiliges Stück Gänseleberpastete an einem Lollistiel.

Die dann folgende Abalone (ca. € 50) aus Australien mit schwarzem Pfeffer ist exzellent und erinnert durch ein würziges Tomatenkompott und stark angebratene Stücke Ochsenschwanz an das köstliche Geschmacksbild von Resten einer wiederaufgewärmten Sauce Bolognese (8/10). Ein Stück Amadai (Torpedobarsch) mit Aubergine, Daikon und Yuzu (ca. € 93!) ist dagegen kaum einen seiner vielen Cent wert. Wer will heute noch krosse Schuppen auf einem gebratenen Fisch sehen? Trotz entfernt erkennbarer guter Produktqualität langweilt mich das Gericht (6/10). Ein paar Tische weiter – viel ist hier nicht los – lässt sich ein junges Paar neureicher Asiaten mit überteuertem Non-Vintage-Champagner über den Tisch ziehen. Schnell weg hier.

Informationen zu diesem Besuch
Restaurant: Amber (→ Website)
Chef de Cuisine: Maxime Gilbert
Ort: Hongkong, China
Datum dieses Besuchs: 05.04.2015
Guide Michelin (HK/MAC 2015): **
Meine Bewertung dieses Essens 6,5 (Was bedeutet das?)
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Duddell’s, Hongkong

In einem weiteren Obergeschoss eines weiteren Hochhauses in Hongkong befindet sich das chinesische Restaurant Duddell’s, das laut eigener Website gar kein Restaurant, sondern eine „kulturelle Destination für Kunstliebhaber“ ist. Das ist sehr skurril, denn weder von Kunst noch von Kunstliebhabern ist an diesem Montagabend hier viel zu sehen. Die ca. 80 Plätze dieses Speisesaals (es gibt mehrere) sind gähnend leer, und es läuft Norah Jones‘ Album Come Away With Me in einer Endlosschleife. Gut möglich, dass das Kunstliebhaber abschreckt.

Ich bestelle trotz allem das tasting menu in acht Gängen (ca. € 144). Es startet mit sehr zarten gebratenen Wagyu-Stückchen mit pikanten chinesischen Gewürzen, Sojasauce und Gemüsen, dazu eine angenehm salzige, kühle Sülze von der Schweinshachse mit Kaviar (7/10). Ein wenig später folgender halber Hummer ist sehr frisch und perfekt gegart, der darauf geschmolzene Käse mit Knoblauch ist zwar simpel, aber überraschend gut (7/10). Das Menü fährt angenehm puristisch fort, z. B. mit einem scheinbar einfachen, aber wunderbar aromatischen Gemüse, u. a. grüner Spargel, Morcheln, Steinpilz (8/10). Ein weiterer exzellenter Gang ist gebratene Abalone mit ebenfalls gebratener Foie Gras, ein Gericht, bei dem zwei ganz unterschiedliche Texturen auf wohlschmeckende Art miteinander verschmelzen (8/10).

Kunst habe ich keine entdeckt, aber stattdessen ein ansprechendes Menü, bei dem mir besonders der Purismus und die gelungene Fusion von französischer und chinesischer Küche (mit stärkerem Fokus auf letzterer) gefallen haben. In lebhafterer Atmosphäre durchaus empfehlenswert.

Informationen zu diesem Besuch
Restaurant: Duddell’s (→ Website)
Chef de Cuisine: Chef Siu Hin Chi
Ort: Hongkong, China
Datum dieses Besuchs: 06.04.2015
Guide Michelin (HK/MAC 2015): **
Meine Bewertung dieses Essens 7 (Was bedeutet das?)
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Les Bacchanales, Vence

Vence, eine ruhige Kleinstadt im Hinterland der Côte d’Azur, ist natürlich vorwiegend dafür bekannt, dass mein Großvater dort lebt – andererseits hat sich hier auch Küchenchef Christophe Dufau einen Namen gemacht. Der von Martinique bis Dänemark vielgereiste Chef hat sich hier in einer restaurierten Villa niedergelassen und serviert eine für diese Region, die kulinarisch eher durch ihre anspruchsvolle Schlichtheit beeindruckt, ungewöhnlich kreative Küche.

So beginnt das Mittagsmenü (ab drei Gängen für insgesamt günstige € 32) mit einem Barolo-Raviolo mit einem Ensemble aus Wildpilzen, Kastanie und flüssig gekochtem Ei. Handwerklich ist das einwandfrei, jedoch wünscht man sich allein aufgrund der Optik mehr Herzhaftigkeit; etwas Salz hilft (6/10). Deutlich besser ist dann ein Gericht mit Wolfsbarsch und kleinen Tintenfischen, die perfekt scharf angebraten sind und mit einer Kürbissauce und Granatapfelkernen serviert werden: frisch, leicht und mit klaren Aromen (7/10). Ein furchtbar kaltes Dessert aus „Isabella“-Reben mit Muskat und geeistem Joghurt erinnert dann eher an Wassereis (5-6/10).

Große Offenbarungen klingen anders, dennoch hatten die Gerichte Charme. Denn trotz aller Kreativität möchte man hier nicht vordergründig durch Techniken und forcierte Kreativität überzeugen, sondern mit Produkten und Kompositionen. Dass das nicht immer einwandfrei gelingt, ist gar nicht schlimm, sondern schreit regelrecht nach einem Wiederholungsbesuch auf der wunderschönen Terrasse.

Informationen zu diesem Besuch
Restaurant: Les Bacchanales (→ Website)
Chef de Cuisine: Christophe Dufau
Ort: Vence, Frankreich
Datum dieses Besuchs: 29.10.2015
Guide Michelin (F 2015): *
Meine Bewertung dieses Essens 6,5 (Was bedeutet das?)

La Palme d’Or, Cannes

Das Gourmetrestaurant des Hotels Martinez in Cannes schmückt sich mit dem Namen des nur wenige Meter entfernt jährlichen vergebenen Filmpreises. Seitdem ich hier vor einigen Jahren einen der besten Wolfsbarsche überhaupt genoss, ist die schlichte, frische Küche von Christian Sinicropi für mich Inbegriff für eine der besten Küchen der Region.

Mit solchen Vorschusslorbeeren ist es immer schwierig, doch hätte Sinicropi wenig tun müssen, um in seine goldenen Fußstapfen zu treten. Stattdessen entsetzt die Küche mit frittiertem Kaisergranat (wie kann man diesem Produkt so etwas antun?), zu dem eine riesige Menge mit Tintenfischtinte gefärbter Mayonnaise serviert wird sowie ein paar einwandfreie, aber sinnentleerte Erbsenschoten (6/10) – für 74 Euro. Meinen Frust mache ich deutlich, wenig später folgt ungefragt ein Austauschgericht, serviert vom Küchenchef persönlich. Einen perfekt gebratenen Kaisergranat von hervorragender (und nun auch schmeckbarer) Qualität begleiten hier einige wunderbar aromatische Gemüse und ein leichter Jus auf Krustentierbasis. Diese Wiedergutmachung gefällt! (8/10)

Nicht weniger als überragend ist dann ein Stück Thunfischbauch aus Korsika, ganz leicht gegart, in einer Komposition mit verschiedenen Sorten Zitronatzitrone: schlicht, eindringlich, fantastisch (und sehr teuer: € 105). (9/10)

Ein dann nur wenig begeisterndes Schokoladen-Orangen-Dessert in Form einer Handtasche (6/10) bringt einen dann wieder etwas auf den Boden der Tatsachen zurück; die Tatsache, dass es bei dem Preisniveau und in diesen biederen Räumlichkeiten schwerfällt, den Abend in Summe zu genießen. Am besten nur im Sommer hingehen und auf der Terrasse mit Blick auf Stars und Sternchen speisen.

Informationen zu diesem Besuch
Restaurant: La Palme d’Or (→ Website)
Chef de Cuisine: Christian Sinicropi
Ort: Cannes, Frankreich
Datum dieses Besuchs: 29.10.2015
Guide Michelin (F 2015): *
Meine Bewertung dieses Essens 7,5 (Was bedeutet das?)
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Hexagone, Paris

Mathieu Pacaud, L’Ambroisie-Sohn und Klavierliebhaber, hat sich in Paris mit einem eigenen Gastronomiekonzept selbstständig gemacht: nicht eines, sondern gleich zwei Restaurants sind Teilmengen davon, sowie eine Cocktailbar. Bevor mich am Abend das kulinarisch ambitioniertere Projekt Histoires begeistern wird – und der Guide Michelin sofort zwei Sterne zückt –, bin ich mittags schon mal im Hexagone, um die neue Pacaud-Luft zu schnuppern.

Die Räumlichkeiten sind groß, aber gemütlich aufgeteilt. Die meisten Tische haben an einer Seite Sofas (in denen man etwas versackt), es dominiert ein schicker Kontrast von dunklem Holz und hellen Akzenten, und das Licht des begrünten Innenhofs strahlt durch die große Fensterfront in den Saal. Die Karte ist arm an Querstrichen, dafür reich an Produktnamen: Wolfsbarsch, Wildpilze, Flusskrebse, Jakobsmuscheln … Da kommt Freude auf.

Nach hervorragenden Amuse-bouches (Cracker mit schwarzer Olive; Lachs; alle 7-8/10) erfrischt ein Ceviche vom Wolfsbarsch (€ 35) mit rotem Pfeffer, Zitronensaft und Kaviar (zzgl. € 25), das mit einer phänomenalen Produktqualität begeistert und mit erheblich mehr Limonensaft eine Höchstnote verdient hätte (8/10). Eine Seezunge, angerichtet auf einem weichen Brot („Viennoise“) und mit Schwarzwurzel und Sauerampfersauce serviert, wirkt dagegen schwer und undifferenziert. Die sehr gute Qualität der Seezunge geht in einem teigigen Mischmasch unter (6/10). Auch ein Gericht mit merkwürdig (sous vide?) gegartem Kalbsbries, dem es an goldbraunen Röstaromen fehlt, begeistert nur zurückhaltend. Ein Traum ist dann ein exotisches Dessert mit schönstem Karibik-Feeling, bei dem schon die große, purpurfarbene Passionsfrucht, in der die Süßspeise angerichtet ist, die Qualität der hier verwendeten Zutaten demonstriert (9/10). Und eine kleine, warme Madeleine mit Schokolade und Nougat schmeckt nach einem duftenden Kuchenblech am Sonntag …

Informationen zu diesem Besuch
Restaurant: Hexagone (→ Website)
Chef de Cuisine: Mathieu Pacaud
Ort: Paris, Frankreich
Datum dieses Besuchs: 11.12.2015
Guide Michelin (F 2015): noch nicht bewertet (in 2016: *)
Meine Bewertung dieses Essens 7,5 (Was bedeutet das?)
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Neige d’Été, Paris

„Sommerschnee“ lautet übersetzt der poetische Name des Restaurants von Hideki Nishi. Letzterer ist Protagonist einer Garde von Japanern, die derzeit die gastronomische Szene von Paris aufmischen. Doch Nishi ist Paris schon länger treu. Über vierzehn Jahre lang war er Küchenchef im Hotel Four Seasons George V. Der Prunk des luxuriösen Hotels konnte der bescheidenen Gesinnung des Japaners jedoch offenbar nichts anhaben.

Das komplett in mattem Weiß gestaltete, karge Interieur wirkt wie ein länger verlassenes Landhaus, in das man zum Sommer wieder zurückkehrt und die Fenster aufreißt, um es mit Sonne und Luft zu fluten. Es wirkt, als wolle sich Nishi demonstrativ von aller Schwere distanzieren.

Man merkt das auch bei jedem Bissen der eleganten Küche, die hier aufgetischt wird. Bei den Amuse-Bouches erinnert ein leichtes, aromatisches Potage de fruits de mer an Sommer und Meer (7/10), und bei den Hauptgängen glänzt ganz besonders das vorher im Ganzen präsentierte Entrecôte, das auf dem Teller aufgeschnitten und lediglich mit etwas Grillgemüse serviert wird. Ganz wichtig: unbedingt auch das Stück Fett dazu essen! (7/10)

Weitere Gänge des Menüs (vier Gänge und zwei Desserts, € 80), wie z. B. eine Tranche Lachs, nur leicht mariniert und mit ein paar Kräutern serviert (6/10), überzeugen alle durch ihren reduzierten Stil, könnten aber teilweise hinsichtlich der Produktqualitäten noch etwas zulegen.

Doch auch in Paris muss es nicht immer das Beste vom Besten sein. Etwas abseits gelegen ist dieses Restaurant auf jeden Fall eine Oase der gastronomischen und kulinarischen Ruhe. Der Michelin verlieh jüngst einen Stern; mein Essen im Dezember deckt sich mit dieser Einschätzung.

Informationen zu diesem Besuch
Restaurant: Neige d’Été (→ Website)
Chef de Cuisine: Hideki Nishi
Ort: Paris, Frankreich
Datum dieses Besuchs: 12.12.2015
Guide Michelin (F 2015): Empfehlung (in 2016: *)
Meine Bewertung dieses Essens 6,9 (Was bedeutet das?)
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ABC Cocina, New York City

Gastro-Gigant Jean-Georges Vongerichten betreibt in New York nicht nur das nach ihm benannte Drei-Sterne-Restaurant, sondern diverse einfachere Läden, die das enorme und alltägliche Bedürfnis dieser pulsierenden Metropole nach lebendiger Gastronomie mit guten Zutaten decken. Die Restaurants von Jean-Goerges machen genau den Teil der Gastronomie und Esskultur aus, die ich hierzulande so schmerzlich vermisse.

Nehmen wir z. B. das ABC Cocina. Das proppenvolle Restaurant ist zwar ziemlich laut, bietet dadurch aber genau den richtigen Geräuschpegel, um mich heute Abend wachzuhalten – mein Flugzeug landete gerade erst vor ein paar Stunden. Die Speisekarte atmet den unverkennbaren Stil moderner amerikanischer Restaurants: viel Salat, viel roher Fisch, viel „leichte Frische“, aber auch Gehaltvolles mit ausgewählten Zutaten wie spanischer Bellota-Schinken oder glasierte Schweinerippchen. Das Allermeiste davon in kleinen Portionen weit unter 18 Dollar. Ein lateinamerikanischer Einschlag ist hier zudem erkennbar.

Es gibt z. B. Flunder mit grünem Chili, Puffreis und Kräutern – strotzend frisch, säurebetont und schön pikant (6-7/10). Gleichzeitig auf dem Tisch steht ein Teller mit etwas zu scharf angebratenem, aber sehr zartem Oktopus mit Paprika-Crème-fraîche und Guajillo-Chili-Vinaigrette (6/10). So entspannt geht es weiter: Tacos mit Huhn, noch ein Nachschub anderer Tacos; Rosenkohlsalat; Churros mit Karamellsauce.

Und wenn man sich irgendwann durch gesamte die gesamte Karte probiert hat (was viele Besuche erfordern dürfte), macht man einfach nebenan weiter, im ABC Kitchen.

Informationen zu diesem Besuch
Restaurant: ABC Cocina (→ Website)
Chef de Cuisine: Ian Coogan
Ort: New York City, USA
Datum dieses Besuchs: 05.03.2016
Guide Michelin (NYC 2016): Empfehlung
Meine Bewertung dieses Essens 6 (Was bedeutet das?)
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Cosme, New York City

Nach den skandinavischen Ländern und ihrer wegweisenden Küche haben sich unlängst viele Länder Lateinamerikas an die Spitze der kulinarischen Avantgarde gekocht. Während von dieser Entwicklung bei uns noch lange nichts zu spüren sein wird, hat sich einer der prominentesten Akteure – Küchenchef und Gastronom Enrique Olvera (Pujol, Mexiko-Stadt) – schon mal in New York niedergelassen. Dort betreibt er mit dem Cosme ein Restaurant, das so gut in die dortige Gastronomielandschaft passt, dass man meinen könnte, Olvera hätte bereits jahrelange Erfahrung hier gesammelt. Doch es ist sein erster Coup.

Ein kleines Lunch beginnt man zum Beispiel mit einem „Paloma“-Cocktail mit Tequila, Grapefruit, Limone und Salz (exzellent!), während man sich am Stöbern in der Speisekarte erfreut. Es ist viel von Avocado und Limone die Rede, von Oliven, Oktopus und so feinen Dingen wie Seeigel, „Buddha’s Hand“ Zitronatzitrone und Austern. Das Resultat ist dann so erfrischend und köstlich wie die wunderbar reife gefüllte Avocado mit vuelve a la vida, eine Art Meeresfrüchte-Allerlei, sowie grüne Chilis und Koriander (7/10). Und da man hier von Acovados, Chili und Koriander nicht genug bekommen kann, macht das uni tostada – knusprig gebratene Tortillas mit Seeigel ($ 19) – mindestens genauso viel Lust auf noch mehr von allem (7/10).

Das Cosme ist wie das ABC Cocina in besser (und authentischer), dazu noch etwas leiser (aber dennoch belebt) und mindestens genauso New York-esque. Wo bleibt der Stern?

Informationen zu diesem Besuch
Restaurant: Cosme (→ Website)
Chef de Cuisine: Daniela Soto-Innes
Ort: New York City, USA
Datum dieses Besuchs: 08.03.2016
Guide Michelin (NYC 2016): Empfehlung
Meine Bewertung dieses Essens 7 (Was bedeutet das?)
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NoMad, New York City

Das NoMad ist angesagter denn je, und zwar ganz gleich, ob man das Hotel an sich, die Bar oder das unter der Obhut von Daniel Humm (Eleven Madison Park) stehende Restaurant betrachtet. Die Grenzen verschwimmen an diesem Dienstagabend in einer ohrenbetäubenden Geräuschkulisse aus lauter Musik und noch lauteren Gästen, die dagegen anbrüllen. Die Bar ist brechend voll, der angrenzende Hauptspeisesaal restlos ausgebucht. Ich genieße zwar eine lebhafte Atmosphäre zum Essen, doch das hier übersteigt eine Grenze und schränkt meine Genussfähigkeit ein. Zum Glück findet sich ein Tisch etwas weiter abseits im Nebenraum.

Hier ist es auszuhalten. Und das ist gut so, denn sonst hätte ich jetzt kaum Freude an einem sehr guten Stück knusprig gebratenem Kalbsbries mit Schalotten ($ 21) (7/10), gefolgt von einer Variation von Sellerie mit schwarzem Trüffel ($ 28), die der im Eleven Madison Park vor zwei Tagen in kaum etwas nachsteht, außer in der kraftvollen Schlichtheit (8/10). Das Dessert meines kurzen Mahls, Milk & Honey, ist ebenfalls sehr gut (7/10), aber es ist mir auch hier inzwischen zu laut geworden.

Unabhängig davon ist der produktorientierte, regionale Küchenstil von Daniel Humm auch im NoMad unverkennbar. Schade, dass er so übertönt wird.

Informationen zu diesem Besuch
Restaurant: NoMad (→ Website)
Chef de Cuisine: James Kent
Ort: New York City, USA
Datum dieses Besuchs: 08.03.2016
Guide Michelin (NYC 2016): *
Meine Bewertung dieses Essens 7 (Was bedeutet das?)
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The Modern, New York City

Das MoMA in New York bietet gleich zwei exzellente Möglichkeiten, einen (sich immer lohnenden) Besuch im Museum mit dem (sich auch immer lohnenden) Genuss von herausragender Kochkunst zu verbinden. Möglichkeit Nummer eins heißt natürlich Le Bernardin und ist quasi nebenan; Möglichkeit Nummer zwei heißt The Modern, befindet sich direkt im Museum und ist um den Innenhof erschlossen. Die Küchenleistung wurde hier erst kürzlich vom Michelin auf zwei Sterne aufgewertet. Grund genug, sich das alles mal anzusehen. Ein Walk-in kurz vor Küchenschließung verursacht zwar Zähneknirschen, aber hey, ich habe immerhin keine Allergien gegen Gluten, Wasser und Fisch.

Das Mittagsmenü (drei Gänge, $ 118) begeistert schließlich mit so feinen Gerichten wie gleich zu Beginn dem Amuse-Bouches: Ein pochiertes Ei in einem Sud von geräuchertem Lachs mit Dill ist süffig-herzhaft und elegant zugleich (8/10), und der geröstete Blumenkohl mit Mandeln und Taschenkrebs befindet sich in einer ganz ähnlichen Geschmackswelt (7-8/10). Ein Wolfsbarsch mit Sauerampfer und Kräutern demonstriert dazu die ausgezeichneten Produktqualitäten, die hier zum Einsatz gelangen (8/10).

Moderne Kunst: genau nach meinem Geschmack.

Informationen zu diesem Besuch
Restaurant: The Modern (→ Website)
Chef de Cuisine: Abram Bissell
Ort: New York City, USA
Datum dieses Besuchs: 09.03.2016
Guide Michelin (NYC 2016): **
Meine Bewertung dieses Essens 8 (Was bedeutet das?)
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Nobelhart & Schmutzig, Berlin

Billy Wagner und Michael Schäfer, Deutschlands Pioniere für gehobene Esskultur am Tresen, musste ich einfach wieder besuchen. Dabei gibt es viele Dinge, die mir in diesem Speiselokal gegen den Strich gehen, allem voran der esoterisch-biodynamisch-regionale Überbau, mit dem man hier so verstrahlt wird als hätte nebenan ein Kernkraftwerk eröffnet. Aber den Strom liefert hier bestimmt gar kein AKW, sondern irgendein kleiner Erzeuger aus dem Umland.

Billy soll es mit dem Wein heute mal richtig krachen lassen, sage ich ihm. Kein naturtrüber Wein aus Kuhhörnern, sondern etwas Klassisches nach seiner Wahl. Das nutzt er aus: von dem 1978er Barolo Riserva aus dem Hause Borgogno, den ich abnicke, ohne den Preis zu kennen, kann man hier fast sieben Mal essen gehen. Richtig so. Billy ist eben ein hervorragender Gastronom.

Etwas zu Essen gibt es hier heute auch. Zum Beispiel knackige, überfrische Radieschenvon Grete Peschken (so steht es in der Karte) mit knusprigen Semmelbröseln und Liebstöckel (7/10). Biomarkt ist ja sooo 2015, den Erzeuger seiner Radieschen beim Namen kennen: das ist heute. Puristisch-persönlich geht es weiter: von Chicoree mit sehr zartem Biss, Holunderknospen und Johannisstrauchöl (7/10), über reichhaltigen, sehr aromatischen Aal aus der Müritz mit Reisweinessig und Rettichssprossen (7/10) bis zu einer großartigen Forelle (auch aus der Müritz) mit Knoblauchsrauke und Spargel (7-8/10).

Es gab auch weniger Erheiterndes, z. B. Nackthafer mit Ziegenfrischkäse und Sauerampfer, was nach viel zu gesundem Frühstück schmeckt (5/10) und ein Lamm, das für sich genommen ganz fantastisch ist, aber bei dem die weiteren Komponenten, wie ein merkwürdiges Gel aus Schwarzwurzel, zu sehr vom exzellenten Produkt ablenken (6/10).

Unterm Strich verhält es sich so: Das Nobelhart (schmutzig ist es hier schließlich nicht) macht so viel Spaß wie nicht mal eine Handvoll Restaurants in Deutschland. Und wenn man dazu auch noch an den Radieschen von Grete knabbern kann … mein lieber Schwan.

Informationen zu diesem Besuch
Restaurant: Nobelhart & Schmutzig (→ Website)
Chef de Cuisine: Michael Schäfer
Ort: Berlin, Deutschland
Datum dieses Besuchs: 23.04.2016
Guide Michelin (D 2016): *
Meine Bewertung dieses Essens 7 (Was bedeutet das?)
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