Blackbird – Thirtysomethings
Über die ungezwungene, günstige und schmackhafte Küche und urban-lockere Atmosphäre des NAHA schrieb ich ja bereits. Mein Bericht über ein Lunch im Blackbird, das ich einen Tag vorher besuchte, könnte fast eine Kopie davon sein, daher fasse ich mich kurz.
Nachdem ich diesen Donnerstagvormittag einige Stunden im Chicagoer Field Museum of Natural History verbracht habe und, unter anderem, ein fast vollständig erhaltenes Originalskelett eines 60 Millionen Jahre alten Tyrannosaurus Rex namens „Sue“ bestaunen durfte, wird es Zeit für ein Mittagessen. Meine Reservierung im Blackbird für Viertel vor eins steht bereits seit Wochen. (Ich liebe es, so etwas im Voraus zu planen!)
Das Blackbird ist proppevoll mit stylishen Thirtysomethings. Die Tische stehen eng aneinander, in der offenen Küche kochen Männer mit orangen Stirnbändern. Die Stimmung ist pulsierend und erheiternd. Ich bestelle eine halbe Flasche 2009 Calera Viognier, die jeden einzelnen der 3.600 Cents wert ist, und versacke etwas tiefer in der Sitzbank.
Auch hier wird ein Mittagsmenü für zweiundzwanzig Dollar angeboten. Ich wähle als Vorspeise einen Salat, mixed greens salad with crispy potato and basil dijon vinaigrette.
So knackig-frisch die Blätter auch sind, ist das Grünzeugs jedoch nur unter der Zuhilfenahme von extern zugeführten Flüssigkeiten essbar. Ich stelle fest, dass man auf meinem Teller das Dressing vergessen hat. Aber wer hat schon Lust, sich gleich beim ersten Gang zu beschweren? Während ich mich also wie ein Kaninchen fühle, blicke ich neidisch auf die Sandwiches mit Pommes und Ei, die an Nachbartischen platziert werden, doch ich habe abends einen Tisch im Alinea und versuche mich in Zurückhaltung.
Aber das Blatt wendet sich.
Der gegrillte Stör (als hätte der nicht schon Seltenheitswert genug) gelangt in einer außergewöhnlichen Kombination an den Tisch, nämlich mit Hühnchenflügeln, Grünkohl, Rübchen und Walnusspüree (wood-grilled white sturgeon and chicken wings with marinated kale, turnips and walnut purée). Diese Zusammenstellung muss man sich erst einmal auf der Zunge zergehen lassen. Und das tue ich äußerst gerne – und schließe dabei meine Augen. Wunderbar – und ungewohnt –, mit welcher Leichtigkeit man hier ein solch hervorragendes Gericht auftischt.
Und obwohl ich mich jetzt gerne weiter durch die Karte gefuttert hätte, ist es bereits Zeit fürs Dessert.
Das ist allerdings nicht weniger als himmlisch. Summer coupe with black raspberry gelato, almond crunch, apricot and honey hat alles, was ein gutes – was sage ich, unverschämt leckeres! – Dessert haben kann. Frische, Süße, Kälte, Frucht, Knusprigkeit und Schmelz … Ich würde glatt darauf wetten, dass dieses kleine Schälchen unter allen Desserts dieser Welt die wenigsten Kontroversen auslöst. Einfach auf den Punkt!
Den vierzigminütigen Rückweg zu meinem Hotel bestreite ich dann zu Fuß, gesättigt, glücklich und voller Erwartungen ans Alinea in ein paar Stunden. Life is good! Even better in Chicago.
Informationen zu diesem Besuch | |
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Restaurant: | Blackbird (→ Website) |
Chef de Cuisine: | David Posey |
Ort: | Chicago, USA |
Datum dieses Besuchs: | 25.07.2013 |
Guide Michelin (CHI 2013): | * |
Meine Bewertung dieses Essens |