Gary Danko
Ganz gleich, welchen Popularitätsindex man zu Rate zieht (vgl. Zagat, yelp u. a.), in San Francisco führt immer das Restaurant Gary Danko des gleichnamigen Küchenchefs eine solche Liste an. Begeisterte Esser werfen mit Beschreibungen wie "makellose Perfektion", "denkwürdig" und "unvergleichlich" nur so um sich; mit anderen Worten: gut, dass ich hier heute Abend eine Reservierung habe.
Die Atmosphäre beim Betreten des Restaurants ist auf Anhieb angenehm. Eine bunte Mischung aus gedeckten Farben, leiser Musik, extravagantem Dekor und - im Kontrast dazu - lauter, lebendiger Konversation sichtlich gut gelaunter Gäste ab dreißig beflügelt die Stimmung und macht Appetit! Bei einem Glas Champagner Gonet-Medeville NV ($25) warten wir kurz auf unseren Tisch.
Die Speisekarte bietet eine große und flexible Auswahl an Gerichten zu vergleichsweise moderaten Preisen (3, 4 oder 5 Gänge prix-fixe zu $68, $85 bzw. $102), und die Weinkarte lässt gleichermaßen keine Wünsche unerfüllt. Ich entscheide mich zunächst für 4 Gänge und lasse offen, ob für ein Dessert später noch Platz ist.
Die Speisen des Abends bescheren meiner Begleitung und mir ein sehr gelungenes, genussreiches Abendessen - jedoch ohne Superlative. Gary Danko verbindet klassische französische Küche und den "mediterran-japanischen" Einfluss Kaliforniens zu überaus schmackhaften Gerichten, die besonders in Kombination mit der pulsierenden Atmosphäre großen Spaß bereiten und damit sogar einige Schwächen ausgleichen. (Allerdings kann ich mich nicht daran erinnern, jemals so ein fürchterliches Brot serviert bekommen zu haben.)
Der Sommelier empfiehlt als Pinot Noir (so mein Wunsch) einen Littorai "Hirsch Vineyard" 2007, der begeistert und äußerst burgundisch anmutet, dabei jedoch seine sonnenverwöhnte Herkunft nicht leugnet.
Die Gerichte im Einzelnen:
Nach einem schmackhaften Süppchen als Amuse-bouche, an das ich mich jedoch nicht mehr genau erinnere, folgt die erste Vorspeise.
Seared Sonoma Foie Gras with Caramelized Red Onions and Rhubarb ist ein Gedicht! Wunderbare, lauwarme, perfekt gebratene Gänsestopfleber, dazu eine Sauce, an deren samtige, dichte Textur ich mich lange erinnern werde, dann der nur ganz leicht saure Rhabarber als Kontrast und schließlich der Feldsalat als frische Ergänzung. Geschmacklich eines der besten Foie-Gras-Gerichte, die ich gegessen habe.
Der schmetterlingsförmig angerichtete Seared Ahi Tuna with Avocado, Nori, Enoki Mushrooms and Lemon Soy Dressing stimmt ebenfalls fröhlich. Das Gericht prahlt mit Frische, hervorragend unterstützt durch das Limonen-Soja-Dressing. So kann es weitergehen!
Der ausgelöste Roast Maine Lobster with Potato Purée, Black Trumpet Mushrooms, Edamame and Tarragon enttäuscht jedoch. Das Püree ist ziemlich dominant und lässt den Hummer fast untergehen; der Estragon wurde etwas lieblos einfach als Zweig obenauf gelegt - schade, denn frischer, fein gehackter Estragon hätte dem Gericht ohne Zweifel noch eine interessante Note verpassen können. Die Ausgewogenheit der ersten beiden Gänge wird hier leider verfehlt. Aber es geht weiter:
Pork Belly and Tenderloin with Potato-Ramp Purée, Fava Beans, Artichokes and Maple Glaze kommt auf einem Teller, von dem ich es etwas unangenehm finde, zu essen (Farbe und Oberfläche), aber das tut der Zartheit des geschmorten Schweinebauchs nichts ab. Auch das kurzgebratene Filet ist sehr gut. Leider fehlt diesem Gericht eindeutig eine unterstützende Sauce. Die Maple Glaze ist kaum vorhanden. Äußerst bedauerlich; das Gericht wäre ein weiteres Highlight gewesen. Ohne Sauce schafft es das Fleisch, trotz seiner Zartheit, nicht, geschmacklich vollends zu überzeugen. Gut ist das Gericht dennoch.
Ein Dessert möchte ich danach allein aus Neugier in jedem Fall noch ausprobieren:
Die Hazelnut Chocolate Bar with Brandy-Vanilla Foam and Espresso Ice Cream ist jedoch kein Meisterstück der Dessertkunst und wirkt plump. Der geschichtete Schokoladenriegel hat eine viel zu dicke Glasur und ist "zu hart" und zu viel zu mächtig. Weder der lieblose Sahneklecks noch das Eis können hieran etwas ändern.
Erheitern kann jedoch derweil im Glas ein Banyuls Chapoutier 2007 ($18).
Gary Danko bietet eine solide Karte auf hohem Niveau, deren heutiger Auszug jedoch nicht ausnahmslos begeistert. Die lebhafte Atmosphäre und ein absolut professioneller und sehr charmanter Service machen dieses Restaurant gleichwohl zu einem absoluten "Hot-Spot", den ich gerne wieder besuchen werde. Es ist ein idealer Ort, um ausgelassen und in guter Laune "mal wieder richtig gut" Essen zu gehen. Irgenwann hat man dann auch die Speisen gefunden, die einem immer schmecken. Und wenn man keine gute Laune hat, macht das auch nichts - man bekommt sie spätestens hier am Tisch.
Informationen zu diesem Besuch | |
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Restaurant: | Gary Danko (→ Website) |
Chef de Cuisine: | Gary Danko |
Ort: | San Francisco, USA |
Datum dieses Besuchs: | 29.04.2010 |
Guide Michelin (SFO 2010): | * |
Meine Bewertung dieses Essens |