Tourniert: Hakkasan Mayfair
Vor fast zehn Jahren war ich zum ersten Mal in diesem zeitlosen Szene-Hotspot in Londons Stadtteil Mayfair. Die Marke Hakkasan ist weltweit ein Begriff für unkomplizierte, aber dennoch besternte kantonesische Küche in trendigem Ausgeh-Ambiente, kurzum: die Art von Restaurant, die es bei uns nicht gibt. Ein Laden wie das Nikkei Nine in Hamburg zielt jedoch schon unverkennbar in diese Richtung.
Es ist dunkel, laut und voll, weit über hundert Gäste verteilen sich hier über zwei Stockwerke. Von meinem Tisch im Untergeschoss kann ich in die riesige Küche blicken, die eher der Produktionsstätte einer Konzernkantine ähnelt als der eines Sternerestaurants. Man trägt Kopfbedeckung, Mundschutz und Handschuhe und schickt in einer irrsinnigen Taktung die Gerichte ins Restaurant.
Der „crispy duck salad“ (£ 25, ca. € 27) kommt mit Rauke, Pomelo, Pinienkernen und warmen, knusprig gebratenen Entenstückchen. Ein treffsicheres, süßsaures Dressing passt dazu gut. (6,9/10)
Die Weinkarte ist umfangreich, aber recht teuer. Meine Wahl fällt schließlich auf einen 2011er Meursault „Les Grands Charrons“ von der Domaine Bernard Boisson-Vadot (€ 350).
Verschiedene Dim-Sum (€ 43) ‒ u. a. mit Kaisergranat und Kaviar; Schwertfisch; Königskrabbe ‒ sollte man hier nicht auslassen, obwohl das Handwerk mit dem von chinesischen Spitzenrestaurants (The Eight!) nicht mithalten kann. Hervorragend ist aber die hausgemachte XO-Sauce (€ 9), die man separat, aber unbedingt, dazu bestellen muss. (6,9/10)
Stir-fry rib eyebezeichnet in sehr heißem Öl gebratene Stücke vom Rind, die mit Merlot abgelöscht und überglänzt sowie mit schwarzem Pfeffer gewürzt sind. Die heißen, zarten Würfel werden mit Frühlingslauch und frittiertem Knoblauch serviert, was alles so stimmig ist, dass man den Michelin-Stern selbst bei einem derart einfachen Gericht mühelos nachvollziehen kann. (7/10)
Ich lasse mich danach noch auf den Kohlenfisch ein, ein Klassiker, serviert mit einer Champagner-Honig-Sauce, Lotuswurzel und Goji-Beeren (€ 32). Der Fisch ist von sehr guter Qualität ‒ heiß und saftig, mit appetitlichen Röstnoten ‒, die Sauce ist mir jedoch etwas zu dicklich und zu süß. (6,9/10)
Und weil ich’s wirklich wissen will, bestelle ich noch Lammkarree (€ 35), das ganz schlicht in einer abermals etwas süßlich-dicklichen Sauce überglänzt ist, die jedoch eine anregende Schärfe aufweist. (6,9/10)
Das Niveau der Gerichte ist deutlich höher als man es (bei uns) von einem Szene-Hotspot erwarten würde, der Stern jedoch heute nicht immer nachvollziehbar. Die Karte bietet gleichwohl eine hemmungslose Vielfalt, die ich zweifellos komplett erkunden würde, wäre ich häufiger in London.
Informationen zu diesem Besuch | |
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Restaurant: | Hakkasan Mayfair (→ Website) |
Chef de Cuisine: | Andrew Yeo |
Ort: | London, Vereinigtes Königreich |
Datum dieses Besuchs: | 24.01.2020 |
Guide Michelin (GB & Irland 2020): | * |
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