Tourniert: Mume, Taipeh
Meine Stippvisite in Taipeh führt mich unter anderem ins Restaurant Mume. Ein Michelin-Stern und eine hohe Platzierung in den World’s 50 Best Restaurants Asia haben meinen Fokus auf das unprätentiöse Restaurant gelenkt.
Es wird einiges dafür getan, die Anforderungen an ein trendiges Restaurant zu erfüllen: schlichte Holztische, etwas Neo-Bistro-Atmosphäre, hier und da Elemente skandinavischen Designs und, ganz wichtig, eine kleine Karte mit „Naturwein“, bei der man sich hoffnungslos in die Hände des Personals begeben muss. Bei meiner Weinbegleitung (immerhin € 116), die viele der Weine beinhaltet, die auch als Flasche erhältlich sind, ist nicht ein Wein dabei, der meine Ansprüche an einen sehr guten Wein erfüllt. Rotweine werden zudem noch bei Zimmertemperatur serviert. Dabei hätte ich mir gerne einfach einen guten Burgunder auf den Tisch gestellt und einen Abend ohne Dogmen genossen.
Die Gerichte sind alle ultra-fotogen, ein weiteres Attribut von Restaurants, die viele Ränge auf der World’s 50 Best Liste erklimmen wollen. Etwas zu viele Gerichte teilen jedoch die Auffälligkeit, dass sie hübscher aussehen als sie schmecken.
Eine Algen-Tartelette mit Erbsen und Ricotta, zum Beispiel. Die verführerisch leuchtenden, jungen Erbsen schmecken nicht besonders intensiv, man vermisst die ätherische Süße, die von ihnen ausgehen kann. Fein gearbeitet ist die Tartelette dennoch. (6,9/10)
Das beste Gericht kommt gleich am Anfang. Eine saftige, kühle Garnele, noch roh und von hervorragender Qualität, ist hier mit einer leicht pikanten Sauce ummantelt und in einem Tomaten-Dashi mit Dillöl angerichtet. Der Fond ist durch ein florales Geschmacksbild sehr ansprechend. Kleine Scheiben von der Yambohne steuern dagegen nicht allzu viel bei. Dass das Gericht sehr skandinavisch aussieht ‒ vom Teller bis zur fleckigen Sauce ‒, passt zum Konzept. (7/10)
Etwas zu ölig wird es mir beim nächsten Werk, das offenbar eher Kunstwerk sein möchte als Handwerk ‒ geschmacklich betrachtet nicht immer die beste Idee. Ein recht großes, von Kräutern bedecktes Stück Bonito lässt seine gute Qualität nur mit Mühe zwischen der Shiso-, Chili- und Basilikumöl-Lache erkennen, auch ist der Fisch etwas überportioniert. Das Gericht bietet daher wenig Spannung. Auf Instagram ist das überzeugender als am Gaumen. (6,9/10)
Einen hauchdünnen Quinoa-Wrap füllt man mit grob geschnittenem Rindertatar. Das ist von sehr guter Qualität; einige recht groß portionierte und sehr würzige Cremes auf Mayonnaise-Basis nehmen der Speise jedoch etwas Authentizität. Das wirkt dann am Gaumen ein bisschen so wie „California Rolls“ von zweifelhaften Sushi-Köchen. Überspitzt gesagt, weil dennoch sehr gut. (7/10)
Viel ändert sich nicht. Die Gerichte bleiben hübsch anzusehen, pendeln alle um das Niveau des attestierten Sterns ‒ was ja nicht beklagenswert ist ‒, begeistern können sie mich aber nicht. Der Weinservice ist katastrophal, die Desserts verkopft, die Atmosphäre kühl. Die Rechnung und dann raus, würde ich sagen.
Informationen zu diesem Besuch | |
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Restaurant: | Mume (→ Website) |
Chef de Cuisine: | Richie Lin |
Ort: | Taipeh, Taiwan |
Datum dieses Besuchs: | 08.10.2019 |
Guide Michelin (Taipeh 2019): | * |
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