[m]eatery – oder [ch]eatery?
Für gewöhnlich berichte ich in diesem Blog (aus vielfältigen, aber hier jetzt nicht weiter relevanten Gründen) nur über die Spitzengastronomie, doch eine kurze Anekdote über das Restaurant [m]eatery im Hamburger SIDE-Hotel möchte ich dennoch niemandem vorenthalten.
Größerer Appetit und eine zufällige fußläufige Nähe zu dieser vergleichsweise neuen Lokalität führen mich heute Abend auf einen Abstecher in die „[m]eatery“, deren offenkundiges Leitthema Fleisch ist. Ich habe keine Reservierung, bekomme jedoch problemlos einen Platz.
Die Karte offenbart hauptsächlich verschiedene Fleischschnitte von Rindern unterschiedlicher Herkunft. Ich entscheide mich für den „New York Cut 400 g“ vom dry-aged Husumer Weiderind für € 41 (!). Medium rare, so wie es auch der Kellner empfiehlt. „Aromatisch und saftig durch die Verbindung zum Rückenknochen“ steht auf der Karte. Als Beilagen wähle ich den Gemüse-Pot-au-Feu sowie Kalbsjus und etwas Kräuterbutter. Ich erhoffe mir einen guten Fleischgenuss.
Wenig später werden Fleisch und Beilagen serviert. Die Optik ist ansprechend, der Teller heiß. Bereits beim Anschnitt des Fleischs ist jedoch schnell klar: es ist well done, also grau, zäh, trocken und „krümelig“. Der freundliche und engagierte Kellner zeigt sofort Einsicht (mit dem 800-Grad-Ofen ginge das alles sehr schnell, sagt er entschuldigend) und bringt wenige Minuten später ein neues Stück.
Die Beilagen, die in der kurzen Wartezeit wieder entfernt wurden, fehlen jetzt. Ich erhalte sie auf Nachfrage mit einer lästigen Verzögerung (das Restaurant ist nahezu leer). Das Fleisch ist jetzt etwas weniger durch, weist jedoch weder zu medium rare noch zu „aromatisch und saftig“ irgendwelche Analogien auf. Es ist ebenfalls grau und zäh — sehr erstaunlich für diese angebliche Qualität und Reife. Außerdem ist das ganze Stück Fleisch seltsamerweise überaus salzig, obwohl sich obenauf nur ein paar Flocken Meersalz befinden. Das separat gereichte Gemüse hat einen abstoßenden, säuerlichen Geschmack, und die Kalbsjus hat eine wässrige Konsistenz.
Die Rechnung für diese Lektion (inkl. einem Glas Champagner, immerhin Pol Roger, und einer Flasche Wasser) beträgt ärgerliche 65 Euro. Das Geld hätte ich lieber in einen vernünftigen Steinbutt investiert — ohne Getränke.