Küchenwerkstatt – frischer Wind für Hamburgs kulinarische Spitze
Endlich ist es soweit! Hamburg ist um ein Restaurant reicher, das sich auf dem gastronomischen Siegertreppchen der Hansestadt um die höchste Stufe rangeln kann. So stellt es sich für mich nach meinem ersten Besuch dar, seitdem Gerald Zogbaum für die Küchenwerkstatt den ersten Stern erkocht hat und ich das Restaurant aus diesem Anlass nun erneut besuche. Mein erster Besuch vor einigen Jahren war damals nicht sehr aussagekräftig, und das Restaurant verschwand deshalb von meinem Radar. Michelin sei Dank wurde es wieder ins Rampenlicht gestellt — und zu meiner großen Überraschung und Freude hat sich hier einiges verändert.
Aus Ermangelung an Notizen zum Menü fällt dieser Bericht etwas spärlich aus, allerdings werde ich das Restaurant am 30.12. erneut aufsuchen und dann hoffentlich detaillierter auf die Gerichte eingehen können.
Das Ambiente ist modern und gemütlich. Dunkles Holz, große Lampenschirme an der Decke und eine dezent-geschmackvolle Weihnachtsdekoration auf den Tischen prägen das Ambiente. Das erste Amuse-Bouche überzeugt und leitet die Kreativität ein, derer ich bis dato noch nie in einem Restaurant in Hamburg Zeuge sein konnte.
Es folgen im Laufe des Abends sehr gute, teils exzellente Gerichte, die durch Kreativität, handwerkliches Geschick und hoher Produktqualität überzeugen können. Für mich ist die Küche der Küchenwerkstatt der längst überfällige frische Wind, den Hamburg benötigt, um sich kulinarisch weiterzuentwickeln und Restaurants wie dem Jacobs Restaurant, Piment, Seven Seas und Haerlin den Rang strittig zu machen. Gerade das Jacobs schätze ich zurzeit sehr wegen Thomas Martins Bekenntnis zur Produktqualität und wegen seiner hervorragenden Saucen, sowie wegen eines perfekt geschulten Serviceteams in festlichem Wohlfühl-Ambiente. Und dennoch: So gut das Essen an der Elbchaussee ist, genauso still steht es auch. Und dies ist gar nicht so sehr als Kritik zu verstehen: Die meisten Gäste schätzen diesen „Stillstand“, weil sie, tagein, tagaus auf Bewährtes zurückgreifen können.
Das Essen der Küchenwerkstatt ist kreativ, ohne dabei den Gast zu sehr auf die Probe zu stellen und ohne die Produkte aus ihrem Kontext zu rücken. Die Rolle jeder Zutat ist erkennbar; es gibt keine Beilagen, nur sich ergänzende Komponenten in einem harmonischen Gesamtgefüge.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist für ein Restaurant auf diesem Niveau (noch) unschlagbar und das fairste der ganzen Stadt: So hat jeder Gast neben einigen attraktiven Positionen à la carte, von denen keine mit über € 30 veranschlagt ist, die Wahl zwischen drei (€ 41) bis zehn Gängen (€ 90) aus dem Menü, was ungewöhnlich flexibel ist.
Es scheint allerdings ein wenig, als könne die Weinkarte der vorteilhaften Entwicklung der Küche nicht mithalten. Leidiglich ein, zwei Perlen findet man hier, von denen wir eine, einen Meursault Poruzot 1er Cru von der Domaine Mikulski (Jg. nicht notiert) verköstigen.
Der Abend ging viel zu schnell vorbei, und ich ergattere glücklicherweise noch eine Reservierung in diesem Jahr. Ein ganz klarer Kandidat für zwei Sterne, wenn es auf diesem Niveau weitergeht. Ich freue mich bereits, die weitere Entwicklung zu verfolgen!
Informationen zu diesem Besuch | |
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Restaurant: | Küchenwerkstatt (→ Website) |
Chef de Cuisine: | Gerald Zogbaum |
Ort: | Hamburg, Deutschland |
Datum dieses Besuchs: | 09.12.2009 |
Guide Michelin (D 2010): | * |
Meine Bewertung dieses Essens |