Osteria Mozza – bella USA
Wenn es um die Frage geht, wo man gut italienisch essen gehen kann, ist es alles andere als abwegig, zuerst an die USA zu denken. In den Metropolen der Vereinigten Staaten gibt es wunderbare italienische Restaurants, die es schaffen, die herzhafte Süffigkeit der italienischen Küche in moderne Gastronomiekonzepte zu verpacken. Ein typischer Nachbarschaftsitalienier in Deutschland? Danke, nein. Stellen Sie mir diese Frage lieber noch mal in New York oder Los Angeles.
Ein entscheidender Unterschied zwischen den meisten italienischen Restaurants unserer Breiten und denen überm Atlantik ist der Anspruch des amerikanischen Metropolenpublikums an Frische. Fertigpasta mit thailändischen Tiefkühlgarnelen, viel Knoblauch und einer großen Pfeffermühle kann man nur deutschen Gästen auftischen. Und solange man das kann, wird sich an dieser desolaten Situation bei uns nichts ändern.
In den USA – ich rede noch immer von den Metropolen – ist das völlig anders. Dort verlangen die Gäste frische Produkte, können scampi (Kaisergranat) sehr wohl von gamberetti (Garnelen) unterscheiden und würden sich auch in ihrer Nachbarschaft von keinem noch so schmierigen Pseudo-Italiener abzocken lassen.
In Los Angeles gibt es zum Beispiel die Osteria Mozza. Das ist eines der Dutzenden Restaurants aus dem Imperium von Mario Battali, der unter anderem auch das Del Posto und Lupa in New York City führt.
Ein heiteres Publikum aller Couleur bringt die Atmosphäre hier zum Pulsieren. Überall wird gelacht, diskutiert, Wein bestellt und gegessen. Lediglich die Klimaanlage, die auf irgendetwas wie Außentemperatur × 0,5 eingestellt sein muss, trübt mein Wohlbefinden ein wenig. Dabei bin ich ein ausgesprochener Fan von geregelter Klimatisierung, auch ein Thema, das bei uns konstant vernachlässigt wird. Ich habe nämlich keine Lust, den ganzen Abend im Atemdunst anderer Gäste zu sitzen. Im Gegensatz zu Kälte macht das nämlich tatsächlich krank. Dann lieber so.
Ich bestelle an diesem Abend nicht viel, aber die Gerichte, die ich esse, sind alle ausgezeichnet. In 2009, als der Michelin zuletzt noch in Los Angeles bewertete, leuchtete hier noch ein Stern – sowie vier von der Los Angeles Times.
In den durch die Form bedingten Mulden der hausgemachten Orecchiette (ca. € 20), zum Beispiel, die perfekt al dente gegart sind, verfängt sich ein dampfend heißes Sugo, das verführerischste Aromen von Rosmarin und einem Hauch Anis in meine Atemwege befördert. Salsiccia, Mangold und Bröseln von getrockneter Tomate sind weitere Zutaten dieses Traums von einem Pastagericht. Mamma mia!
Burrata & Bacon (ca. € 15), ebenfalls auf dem Tisch, beinhaltet in Olivenöl mariniertes Brot, darauf eine Reihe hervorragender Zutaten: marinierte Endivie, knuspriger Bauchspeck, Burrata, karamellisierte Schalotten – alles frisch und in fantastischer Qualität.
Eine in Scheiben aufgeschnittene Lammkeule (ca. € 27) begeistert mich danach nicht nur durch die hervorragende Qualität und anstandslose Garung. Auch der Schnitt, etwas quer zur Faser, sorgt für ein angenehmes Mundgefühl. In Kombination mit sardischer Fregola und einer Minze-Joghurt-Sauce ist der einfache, gute Fleischgenuss komplett.
Kleine Portionen braucht hier übrigens niemand zu befürchten.
Glücklich gesättigt und ziemlich durchgefroren entscheide ich mich gegen ein Dessert – und dafür, dieses Restaurant ziemlich gut zu finden! Das nächste Mal bringe ich einen Pullover mit.
Informationen zu diesem Besuch | |
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Restaurant: | Osteria Mozza (→ Website) |
Chef de Cuisine: | Nancy Silverton |
Ort: | Los Angeles, USA |
Datum dieses Besuchs: | 03.08.2015 |
Meine Bewertung dieses Essens | |
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