Le Moissonnier – auch beim vierten Mal exzellent
Mein inzwischen vierter Besuch im Le Moissonnier in Köln ist wieder hervorragend. Was mich an diesem Restaurant stets aufs Neue begeistert ist die charmante Kombination aus einer lebendigen, legeren französischen Brasserie-Atmosphäre in Jugendstil-Flair in Verbindung mit Essen auf sehr hohem Niveau.
Dieses Restaurant ist so einladend, so lebendig und so gut, dass man hier Tag ein, Tag aus einkehren könnte. Entspanntes Dinner zum ersten Date? Ideal. Ungezwungener Abend mit Geschäftspartnern? Eine guter Ort. Allein? Fällt gar nicht auf. Alle Anzüge in der Reinigung? Bestens!
Die Gerichte überzeugen auch dieses Mal durch ein kreatives Zusammenspiel exzellenter Zutaten und Aromen. Da wären bspw. die Gebratenen Langustinen auf Morcheln, Mixed Pickles und Tellmuscheln, dazu Salat von Ratte-Kartoffel und Hering mit Eucalyptusöl, Chiogga-Bete in Meersalz konfiert (€ 25). Allein die Qualität der Langustinen ist so herausragend, dass die Parallele zu den denkwürdigen Langustinen im L’Ambroisie nicht weit hergeholt ist (wo die Parallele dann allerdings auch rasch zu Gunsten von Bernard Pacaud abknickt, aber das ist jetzt gar nicht Thema. Dieses Restaurant ist ja gerade deshalb so angenehm, weil es eben nicht mit dem Großteil anderer Spitzenrestaurants vergleichbar ist). Keine Überraschung dann also, als Herr Moissonnier meine Vermutung bestätigt, dass es sich um bretonische Tiere handelt.
Ich fahre fort in meiner A-la-carte-Auswahl mit einem Filet vom bretonischen Saint-Pierre in Gewürzbutter pochiert, dazu Vénéré-Risotto mit weißem Rettich, Nem von Sepia und Avocado (€ 25). Gut, dass man sich diese Zutatenliste in wahrsten Sinn erst einmal auf der Zunge zergehen lassen kann. Die einzelnen Komponenten dieses Gerichts werden, wie im Le Moissonnier üblich, in verschiedenen Schälchen gereicht, was eine charmant-spielerische Art der Degustation ermöglicht. Man piekst mal hier, löffelt dort, mischt das eine mit dem anderen und … alles schmeckt immer gut! Bitte weiter so.
Mein Wunsch wird erhört; es folgt ein Milchkalbskarree auf Steinpilzsauce, dazu Artischocken-Barigoule mit Anisöl, frischer Dattel-Salat und Kartoffelküchlein mit Kastanien (€ 38), dem ich mich sinnenfreudig hingeben muss. Die englische Ausdrucksweise to induldge in something (einer Sache frönen) wäre hier rein melodisch noch treffender – das klingt irgendwie so, als würde man Butterkaramell (fudge) in Sahne eintauchen. Genau so zart und wohlschmeckend ist auch dieses Fleisch.An dieser Stelle möchte ich auf die Weine eingehen. Das Restaurant Le Moissonnier hat seinen Ursprung nicht als Restaurant, sondern als Vinothek, Ende der Achtziger. Konzept war es, sich als Gast allen Weinen – auch großen Gewächsen – glasweise nähern zu können. Vincent Moissonnier legt dabei bis heute großen Wert darauf, seine Winzer persönlich zu kennen und von diesen direkt zu beziehen und reist deshalb jahrein, jahraus durch Frankreich.
Dieses authentische Konzept ist natürlich höchst lobenswert. Nichts ist eintöniger und unpersönlicher als ein dutzende Seiten starkes Weinbuch mit sämtlichen Jahrgängen aller großen Gewächse dieser Welt. So etwas wäre hier vollkommen fehl am Platz. Da lobe ich mir doch grundsätzlich einen Wein-Enthusiasten, der seine Winzer persönlich kennt.Leider geht dieses Konzept aus meiner Sicht nicht in den zwei Weinkarten auf, die sich in „Les Sympathiques“ und in „Les Exceptionnels“ aufteilen. Die erstgenannte Karte bietet einfachere Weine, auch glasweise, zu moderaten Preisen: Das nette, authentische Bistro-Gläschen.
Der Gast, der jedoch einen außergewöhnlichen Wein zu einem außergewöhnlichen Essen sucht, greift also zur anderen Karte, wie bereits ihr Titel suggeriert. Hierin findet man eine sorgfältige Auswahl aus guten, gereiften Gewächsen, hauptsächlich aus Burgund und Bordeaux. Das einzige Problem der Karte ist, dass die Weine maßlos überteuert sind: Für unter 150 Euro ist hier kaum etwas Reizvolles zu finden (ein 2000er Calon-Ségur für knapp 300 Euro ist einfach inakzeptabel). Der beste Deal aus Bordeaux ist wahrscheinlich der 2000er Roc de Cambes für € 167,-, der mich hier nun bereits zum zweiten Mal begeistert. Eine Senkung der Preise um 20-30 % hielte ich innerhalb der Karte „Les Exceptionnels“ für angebracht.Nichtsdestoweniger: Der Roc de Cambes passt hervorragend zu sämtlichen Aromen dieses Gerichts und neigt sich leider schon fast dem Ende zu.
Zum Dessert überzeugen Schokoladen-Riegel auf Haselnuss-Dacquoise, Eis von Backpflaumen und Armagnac, dazu geeister Cappuccino mit Pflaumenkernöl (€ 15) sowie ein Glas Rum von Santa Teresa (€ 9).A la prochaine!
Informationen zu diesem Besuch | |
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Restaurant: | Le Moissonnier (→ Website) |
Chef de Cuisine: | Eric Menchon |
Ort: | Köln, Deutschland |
Datum dieses Besuchs: | 01.12.2009 |
Guide Michelin (D 2010): | ** |
Meine Bewertung dieses Essens |