Le Canard nouveau, erneute Besuche

Heute Abend statte ich in diesem immer noch recht jungen Jahr dem Le Canard nouveau bereits meinen dritten Besuch ab, und zwar überaus freiwillig. Über meinen ersten Besuch im Februar berichtete ich hier bereits, mein zweiter Besuch folgte dann wenig später, nämlich am 03.03., anlässlich einer Weinprobe von Südafrikas wohl spannendster Weinkollektion, genannt „Ouwingerdreeks“, — ein Sortiment von sechs Weinen der ältesten Rebstöcke des Landes, aus der Feder des umtriebigen, rastlosen und surfenden Weinmachers Eben Sadie. Ali Güngörmüs servierte dazu ein ansprechendes Menü von solider Qualität:

Den Beginn machte dabei ein angenehm pikantes Linsensüppchen mit einer recht apfeligen Foie-Gras-Beilage; als erster Gang kam ein Räucheraal lauwarm mit roter Bete und Linsen, den ich insgesamt etwas zu monoton „rauchig“ fand.

Es folgt ein buttrig-zarter Saibling mit Lauchpüree, Nussbutter und Saiblingskaviar von anstandsloser Qualität aber naturgemäß vielen kleinen Gräten; dann ein sehr schöner Lammrücken „orientalisch“ mit hervorragender Fettschicht und sehr gut gewürzten Kichererbsen; abgerundet von einer tadellosen Joghurtcreme mit Datteln.

Es war nichts dabei, das mich vor Begeisterung hätte aufspringen lassen, doch eine derartige, kulinarisch motivierte Emotion ist in der Hansestadt leider ohnehin rares Gut. Die Kombination aus tadellosen Zutaten, guter, klassischer Zubereitung, einem ab und zu eingebrachtem aromatischem Kick aus Richtung Orient, genossen in einer für Elbchaussee-Verhältnisse ungewöhnlich entspannten Atmosphäre, bringt mich heute Abend erneut hier an den Tisch. Vergessen ist dabei längst mein kleines Trüffelöldebakel von 2009.

Heute grüßt aus der Küche zunächst abermals ein Linsensüppchen, dazu ein Frühlingsröllchen auf Auberginencreme (mein Appetit war offenkundig schneller als das Foto). Auch heute ist das Süppchen sehr aromatisch und von dichter Konsistenz, und ich begrüße dabei den nicht zögerlichen Einsatz von etwas Schärfe, der gut von der Auberginencreme abgefangen wird.

Gang eins des Menüs (6 Gänge, € 95) sind ausgelöste, lauwarme Flusskrebse mit gebeiztem irischem Bio-Lachs auf Gurkenscheiben und Meerrettich. Das farbenfrohe Gericht ist überaus frisch und der reichhaltige Lachs von sehr guter Qualität. Es fehlen jedoch ein paar unterstützende Aromen in Richtung Salz und Säure.

Es folgt der Ziegenkäse mit roter Bete, Rucola-Minz-Salat und Arganölmarinade, der sich teilweise in einem hier immer wieder gern aufgetischten dünnen Fladenbrot versteckt — für mich eine Art kulinarische Mogelpackung, spätestens nachdem man die Konstruktion hier schon einmal gesehen hat. Das Gericht selbst ist gut und ausgewogen, aber fernab jeglicher Inspiration.

Die danach Gerichte Essenz von der Vierländer Ente, zu der eine Entenquiche gereicht wird, ist fein und aromatisch, allerdings ist mir gerade gar nicht nach einem so heißen Süppchen, doch dafür kann die Küche nichts.

Die Coquilles St. Jacques mit Artischocken-Frühlingslauchgemüse und Trüffelhollandaise überzeugen leider nicht. Die Muscheln sind völlig übergart, und auch finde ich die gesamte Geschmackskomposition nicht sehr ausgewogen. Auch der schwarze Trüffel ist nicht gerade ein Prachtexemplar und kann hier, zumindest in der Scheibenform, nichts außer Bitterkeit beitragen.

Die Schulter vom Bio-Gallowayrind mit Lauchcreme und glasiertem Wurzelgemüse ist zart geschmort und die Sauce gut, aber die Gemüse lassen Knackigkeit und Aroma vermissen. Wirklichen „Pfiff“ hat das nicht.

Das Dessert Rhabarber, Kataifi und Sauerrahmeis ist erfrischend, säuerlich-süß und insgesamt gelungen.

Die Küche im Le Canard ist weder eine kulinarische Offenbarung noch besonders ambitioniert – befindet sich damit also nicht nur der Lage wegen in Hamburgs bester Gesellschaft –, und dennoch ist sie eine Empfehlung für jeden, der in Hamburg eine klassische, leichte, aromatische Küche abseits von flüsterleisen Speisesälen und schweren Lüstern sucht. Nicht mehr und nicht weniger.

Informationen zu diesen Besuchen
Restaurant: Le Canard nouveau (→ Website)
Chef de Cuisine: Ali Güngörmüs
Ort: Hamburg, Deutschland
Datum dieser Besuche: 03.03.2011, 07.04.2011
Guide Michelin (D 2011): *
Meine Bewertung dieses Essens 6,9 und 6,5 (Was bedeutet das?)